Der Kreisliga-Abstieg ist für den TSV Krankenhagen ein Segen

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Bericht  aus rinteln-sport.de vom 28.7.2023

Autor: Sebastian Blaumann

Fußball. Nach dem Triumph beim Rintelner Sparkassen Fußballcup vor einem Jahr prophezeite man dem TSV Krankenhagen eine goldene Zukunft. Doch letztendlich kam alles ganz anders. Der Kreisliga-Aufsteiger sammelte zwar in der Hinrunde 18 Punkte und das Thema Abstieg schien bei sieben Zählern Vorsprung auf einen Abstiegsrang weit weg zu sein. Doch nach der Ankündigung des Vereins im Februar nach zehn erfolgreichen Jahren den Trainervertrag mit Dean Rusch im Sommer nicht mehr zu verlängern, geriet das TSV-Schiff in Seenot. Einige Spieler suchten sich neue Vereine, die Konzentration und die Begeisterung auf das Wesentliche – dem Fußball – war nicht mehr da. Der TSV holte nur noch 13 Punkte in der Rückserie und war mit 102 Gegentoren die Schießbude der Liga. Trotzdem hätte es in einer normalen Saison als Drittletzter zum Klassenerhalt gereicht. Da aber zwei Schaumburger Mannschaften aus der Bezirksliga abstiegen, kam die gleitende Skala im Kreis zur Anwendung und so musste der Drittletzte aus dem Kreisoberhaus ebenfalls absteigen. Wie sich nun herausstellte, war der Abstieg für den TSV Krankenhagen ein Segen. So kann Neu-Trainer Holger Sturm den Neuaufbau in der 1. Kreisklasse vollziehen.

Sturm kennt den TSV Krankenhagen aus dem Effeff. Der 46-Jährige besitzt eine B-Lizenz, spielt für die Altsenioren des TSV und engagierte sich vier Jahre lang als Jugendtrainer der JSG Süd-Weser. „Nach vielen Jahren im Jugendbereich habe ich eine neue Herausforderung gesucht. Da passte die Anfrage des TSV und ich musste nicht lange überlegen. Letztendlich habe ich dafür ja auch die B-Lizenz gemacht“, erklärt Sturm.

Die sportliche Heimat von Holger Sturm ist Saxonia Tangermünde aus dem Landkreis Stendal. Die erste Mannschaft spielt in der Verbandsliga. „In der Jugend war ich zuerst rechter Verteidiger, dann war das rechte Mittelfeld mein Aufgabengebiet“, verrät der neue TSV-Trainer. Im Jahr 2005 zog es Sturm nach Laßbruch. Dort kickte er im Herren- und Altherrenbereich. Als sein Sohn Jannik bei der JSG Süd-Weser das Fußballspielen anfing, engagierte sich Sturm sofort als Trainer und heuerte beim TSV auch als Altseniorenspieler an. Im Sommer gab Sturm die Kreisliga-D-Junioren, um sich voll auf seine neue Aufgabe als Herrentrainer konzentrieren zu können.

Auf Neu-Trainer Holger Sturm wartet nach dem Spieler-Aderlass im Sommer eine Herkulesaufgabe.

 

Beim TSV Krankenhagen wird sich also vieles verändern. Neuer Trainer, neue Spieler, ein neues Spielsystem. „Wir befinden uns in einem Aufbaujahr und stehen vor einer schwierigen Saison“, weiß Sturm und rechnet mit viel Arbeit für sich und seinen Co-Trainer Florian Dreier, der im September als Unterstützer voll einsteigen wird. Der neue TSV-Coach will mehr Fußball spielen lassen. „Wir wollen uns mit Pässen nach vorne kombinieren. Dafür benötigen die Jungs viel Training, um dafür das Vertrauen, die Routine und die Sicherheit zu bekommen. Phasenweise klappt das schon ganz gut. Sogar gegen den Bezirksligisten SC Rinteln funktionierte es einige Male“, berichtet Sturm. Aber auch im Defensivverhalten muss der TSV sich verbessern. „Ich habe in den Testspielen viel experimentiert. Unsere Fehlerquote ist noch zu hoch“, weiß der 46-Jährige.

 

Aber die Jungs ziehen in der Vorbereitung gut mit und sind lernwillig. „Deshalb bin ich guten Mutes, dass wir uns schnell verbessern werden“, hofft Sturm. Die Neuen bringen frischen Wind rein und haben sich in das Mannschaftsgefüge schon gut integriert. Lorenz Povata kann mit seinem Tempo viele Tore vorbereiten und Daniel Kiensvater ist ein technisch versierter Stürmer. „Dima“ Cervev wird die neue Nummer 1 sein, da Dirk Hempel operiert werden muss und Karsten Struckmann nach seiner Schulterverletzung zunächst als Stürmer aufläuft. Das Gerüst ist gut, allerdings ist der Kader nur sehr klein. Ausfälle von Leistungsträgern kann der Absteiger nicht auffangen. Mit Dominik Melcher fehlt der Anführer bis in den Oktober. Der Kapitän muss für drei Monate beruflich in die USA. Zudem plagt sich Yannick Dreier mit hartnäckigen Oberschenkelproblemen herum.

„Ich muss eine gute Arbeit machen und die Spieler verbessern. Ich hoffe, dass wir in der Winterpause noch drei, vier Verstärkungen dazu holen können“, so Sturm. Dem TSV Krankenhagen dient als Vorbild der SC Deckbergen-Schaumburg. Der SC vollzog vor einigen Jahren einen Neuaufbau und marschierte von der 2. Kreisklasse bis in die Kreisliga. „Und dort werden sie mit ihrer Mannschaft keinerlei Abstiegssorgen haben. Diesen Weg wollen wir auch bestreiten, allerdings aus der 1. Kreisklasse startend“, verrät Sturm.

Der TSV-Trainer rechnet mit einer schweren Hinrunde in der 1. Kreisklasse. „Es geht nur ums Überleben, um den Klassenerhalt. In der Kreisliga wären wir nicht konkurrenzfähig gewesen, deshalb tut der Abstieg auch nicht weh“, erklärt Sturm. Sein Team sei zu ruhig, müsse mehr kommunizieren auf dem Platz, um so den Mitspielern Hilfestellung zu geben. „Es wird Rückschläge geben, aber wir dürfen nicht den Kopf verlieren, müssen unseren Weg gehen und auf unsere Stärken vertrauen“, so Sturm.

Hoffnungsträger Nummer 1 ist Stürmer Daniel Kiensvater (vorne).

 

Das Startprogramm: VfR Evesen II (H), TSV Algesdorf II (A), TuS Germania Apelern (H), MTV Rehren A/R II (H), FSG Pollhagen-Nordsehl-Lauenhagen (A)

Die Prognose: Für den TSV Krankenhagen geht es ab dem 1. Spieltag nur um den Klassenerhalt in der 1. Kreisklasse. Holger Sturm steht vor einer Herkulesaufgabe. Der neue Trainer ist dazu verdammt, seine Spieler besser zu machen und auch das Defensivverhalten der Mannschaft stark zu verbessern. Gelingt das nicht, droht sogar ein Abrutschen in die 2. Kreisklasse.

Der Kader

Trainer: Holger Sturm

Co-Trainer: Florian Dreier

Betreuer: Soeren Voigt

Torhüter: Dmitri Cervev, Andrian Melcher, Dirk Hempel, Leon Felske

Abwehr: Hendrik Sümenicht, Finn Kogel, Lukas Voigt, Niklas Wiencke, Jan Redeker, Steffen Redeker, André Redeker

Mittelfeld: René Dresenkamp, Yannick Dreier, Fynn Voigt, Deniz Bilgen, Silvio Koppelberg, Dominik Melcher, Lorenz Povata

Angriff: Daniel Kiensvater, Hendrik Felske, Hergen Böttke, Milton Chitima, Karsten Struckmann

Zugänge: Dmitri Cervev, Daniel Kiensvater (beide SC Deckbergen-Schaumburg), Andrian Melcher (SC Möllenbeck), Niklas Wiencke (A-Junioren SC Rinteln), Lorenz Povata (TSV Klein Berkel-Wangelist), Lukas Voigt (Eigene Jugend)

Abgänge: Volkmar Vöge (1. FC Germania Egestorf-Langreder), Arne Schmieding, Dominik Brand, Luis Schmieding (alle FC Hevesen), Nico Golub, Leon Steiner (beide SG Großenwieden/Rohden-Segelhorst), Joe Luthe (SG Hameln), Tom Requardt (TSV Steinbergen)

Und Hoffnungsträger Nummer 2 ist der pfeilschnelle Lorenz Povata (links).

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